Semana Santa by Hewson

Semana Santa by Hewson

Autor:Hewson
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-03-14T16:00:00+00:00


31

»Wenn du mich fragst«, sagte Quemada, »ist das alles mal wieder typisch Frau.«

Die beiden Kriminalpolizisten saßen sich an einem mit Kugelschreiber beschmierten grünen Metallschreibtisch ihres Dienstzimmers gegenüber. Es war kurz vor elf Uhr abends und das Büro verlassen. Von fern, vom Ende des Ganges, hörte man das übliche Getöse: Trunkenbolde räsonierten über Abtransporte in die Ausnüchterungszelle, Taschendiebe beteuerten ihre Unschuld, Prostituierte machten auf gekränkte Unschuld. Velasco sah seinen Kollegen an und hob die Brauen.

»Typisch Frau?«

»Klar.«

Velasco schüttelte den Kopf und versuchte das Zeug loszuwerden, das sich auf Dauer in seinen Nasenhöhlen festgesetzt zu haben schien. »Typisch Frau? Wie lange bist du jetzt geschieden? Na bitte. Du hast doch keine Ahnung. Was du von Frauen verstehst, könntest du auf einen Zwerghuhnpimmel tätowieren lassen und hättest noch immer Platz für deine Steuererklärung.«

»Meinst du?«

»Meine ich.«

»Nun, dann muß ich dich wohl aufklären, Partner. Ich verstehe genug von Frauen, um zu wissen, daß sie manchmal echt bescheuert reagieren. Anders als Männer. Richtig bescheuert. Nimm beispielsweise Dolores. Weißt du, warum es letztendlich mit uns auseinanderging? Weißt du das? Du wirst mir nicht glauben, das prophezeie ich dir jetzt schon. Monatelang hat sie an meiner Kleidung herumgenörgelt. ›Dein Anzug sieht aus, als hättest du ihn aus der Altkleidersammlung geangelt. Er hat ja mehr blanke Stellen als ein Datsun.‹ Sie ließ einfach nicht locker. Dann komme ich eines Tages an der Galería vorbei und sehe, daß sie Ausverkauf machen. Ich also rein und kaufe mir einen Anzug. Einen aus Leinen, Baumwolle – was weiß ich. Aus diesem hellen Zeug, das auch die Politiker tragen. Mußt beim Pinkeln zwar verdammt vorsichtig sein, damit du vorn keine Flecken kriegst, aber abgesehen davon ein echt starker Zwirn. Und dann auch noch zu einem echt passablen Preis.

Ich also nach Hause und ziehe ihn an. Doch sie mustert mich nur, so von oben bis unten, und fragt dann: ›Seit wann kauft dir deine Freundin die Anzüge?‹ Aber ich explodiere nicht. Ich bleibe ganz ruhig und betone, daß ich ihn nur gekauft habe, um ihr einen Gefallen zu tun, nachdem sie mir in den letzten sechs Monaten ständig in den Ohren gelegen hatte, ich sähe aus wie ein Penner. Schließlich scheint sie sich ein wenig zu beruhigen, und ich habe den Eindruck, mit ein wenig Glück noch einmal davonkommen zu können.

Aber dann sagt sie doch zu mir: ›Und wie wäscht man den?‹ Ich denke, ich höre nicht richtig. ›Entschuldige, aber wie macht man was?‹ frage ich. ›Du hast es dir also nicht angesehen, oder?‹ stellt sie fest. ›Du hast es nicht für nötig gehalten, auch nur einen Blick auf das Schildchen innen zu werfen, um zu erfahren, wie man ihn wäscht, wenn er schmutzig ist! Was bei dir nicht allzu lange dauern kann. Aber das ist dir ja egal. Du ziehst los und kaufst. Waschen kann ja jemand anderes.‹«

Ich sehe sie an und sage: »Aber natürlich habe ich es mir angesehen, Dolores. Sehr genau sogar. Darauf stand: ›Waschanleitung. Geben Sie den Anzug Ihrer Frau und sagen Sie ihr: Wasch ihn, verdammt noch mal!‹ Und weißt du, was sie macht?«

Velasco sah seinen Kollegen unter halbgeschlossenen Lidern an.



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